Thomas Hönel_Dankbarkeit

Foto: Jan Gutzeit

Ich bin zutiefst dankbar.

Von außen mag ich nie müde, immer gut drauf, topfit, erfolgreich, voller Ideen und frischer Gedanken erscheinen. Doch der Schein trügt. Herbe Enttäuschungen, erschütternde Krisen, krasse Ups and Downs sind Teil meines Lebens. Es gab Zeiten immenser innerer Traurigkeit, in die ich immer noch von Zeit zu Zeit kippe. Zeiten voller voller Wut, Unzufriedenheit und totaler Unsicherheit. Ich war dreimal komplett Pleite. Ich trennte mich von der Mutter meiner großen Tochter. Eine traumatische Erfahrung. Ich war voller Schuld und Scham, realisierte das jedoch erst viel später. 

Zwischen 2015 und 2016 ging ich voll auf Risiko und veränderte mein Leben von Grund auf. Meine erfolgreiche Agentur und meine damit verbundene sichere Existenz hängte ich an den Nagel. Die Führung meiner Kampfkunstschule gab ich nach fünfundzwanzig Jahren ab. Ich zog aus der südlichen Oberlausitz nach Dresden, zu meinem Sohn und meiner Partnerin Anke. Damit verbunden gab ich eine ganze Menge an erworbener Macht, Erfolg und Sicherheit ab – Büro, Gehalt, Anerkennung, Bewunderung, Teams, Netzwerk.

Ich konnte mit Agenturarbeit nicht mehr in Resonanz gehen. Ich war komplett ausgebrannt von Kreativität auf Knopfdruck und dem üblichen nichtauthentischen Marketing dieser Branche. Das ist das was heute als Change bezeichnet wird – mein Life Change. Mit einer Festanstellung tat ich mich schwer. So latschte ich in alten Stiefeln weiter und arbeitete Selbstständig. Erst nach Monaten realisierte ich, dass mich das an den Rand der Existenz brachte. 

Ende 2017 war ich wieder komplett Pleite. Danach folgten zwei Jahre heftige Krise. Meine geliebte Partnerin Anke trennte sich von mir. Wir vereinbarten eine Trennung in der Beziehung. Ich war zeitweise ohne Wohnung, schlief auf dem Dachboden, bei Kollegen und Freunden. Ich war bei Anke hoch verschuldet. Freunde und meine Familie liehen mir Geld. Ich steckte in dieser Zeit auch in einer Ausbildung die ich ebenfalls finanzierte. Ich arbeitete in Nachtdiensten in einer Wohngemeinschaft körperlich und geistig behinderter Menschen, gab Kurse, Trainings, hielt Workshops und Seminare ab.

Ich bin zutiefst dankbar, das ich in einem elastischen, gesunden Körper und einem ausbalancierten und unerschütterlichen mentalen Zustand lebe. Ich bin für die mir gegebenen Talente und phantastischen Fähigkeiten dankbar. 

Dass wir gemeinsam als Familie in einer schönen, luftigen Wohnung leben. Dass mir Anke wieder vertraut.

Ich bin meiner Mutter und meinem Vater die immer an mich und meine Fähigkeiten glaubten zutiefst dankbar. Ich danke meiner gesamten Familie, die mich immer wieder unterstützt und mir vertraut. 

Ich bin zutiefst dankbar all den Menschen die mir in meinen Projekten, Seminaren, Kursen, Workshops und Jobs vertrauten und mich damit so wunderbar unterstützen. Meinen Freunden:innen und Fans die zu mir halten und mit ihrem Glauben an mich so viel Mut und Energie geben. Ich danke den Bewohner:innen meiner ehemaligen WG die ich 2020 bewohnte, es war eine wunderbare Zeit.

Ich danke meinen Mentor*innen die mich zu mentaler Ausrichtung und Finanzen coachten. Den Therapeut*innen, Mentor*innen und Trainer*innen die mir in Situationen voller Schmerz und Unsicherheit selbstlos weiterhalfen. Ich danke dem japanischen Karate-Lehrer Nagai Akio und dem kanadischen Kampfkunstlehrer Patrick McCarthy. Ich stehe auf den Schultern von Giganten. Ich danke besonders meinen Freunden meines ehemaligen Dojo, meinen Trainingskolleg*innen – es waren wunderbare Zeiten mit Euch.

Ich bin so froh und dankbar, dass ich nicht mehr an altem und gewohnten festhalte, sondern mich dem Augenblick öffne und ohne Sicherungsseil in unsicheres Terrain gehe.

Nun lebe ich mit meinen beiden Söhnen und meiner Partnerin Anke in einer wunderschönen Wohnung in einem inspirierenden Umfeld und kann so meiner Berufung und meiner Bestimmung folgen.