Ikigai – was verbirgt sich hinter diesem geheimnisvollen Begriff?

Mein Ikigai-Täfelchen mit der Praina Paramita Sutre welche aus einem Tempel nördlich der japanischen Stadt Sendai mitbrachte.

Macht es Sinn über den Sinn des Lebens nachzudenken? Wenn alles läuft und alle glücklich sind, dann stellt sich diese Frage über Jahre nicht. In gewissen Situationen, oft in der Lebensmitte, stellt sich diese Frage jedoch unvermittelt und mit aller unangenehmen Dauerhaftigkeit, sie harrt dann so lange aus, bis sie beantwortet wird. Ikigai kann eine Antwort auf diese Frage sein. Ob im Privatleben oder im Business-Kontext, Ikigai hat eine Magie der Schlichtheit, Klarheit und Einzigartigkeit. Ich lernte den Begriff in Japan kennen und später, in Okinawa, verstehen. Vor allem die okinawanesische Art Ikigai zu leben, berührte mich zutiefst.  Okinawa gehört zu den Blue Zones dieser Erde. Hier werden die Menschen überdurchschnittlich alt und erfreuen sich robuster Gesundheit, tiefer Gelassenheit und beeindruckender Würde.

Der japanische Wissenschftler und Autor Ken Mogi beschreibt in seinem Buch  „Ikigai – Die japanische Lebenskunst“ Ikigai in folgenden fünf Säulen.

  1. Klein anfangen (Demut)
  2. Loslassen lernen (sich selbst nicht allzu wichtig nehmen; alte Vorstellungen über Bord werfen – noch einmal ganz auf Neu gehen)
  3. Harmonie und Nachhaltigkeit leben (den Anderen wahrnehmen, Belastungen des Planeten reduzieren)
  4. Die Freude an kleinen Dingen entdecken (verzicht auf übermäßigen Luxus)
  5. Im Hier und Jetzt sein (Präsenz und Achtsamkeit auf alltäglichem)

Ikigai 生き甲斐 ist ein Begriff, der die Freude und den Sinn am und im Leben beschreibt. Wörtlich übersetzt, besteht er aus iki („leben) und gai („Sinn“) oder etwas poetischer „das für was es sich lohnt, jeden morgen aufzustehen“.

In einer Welt, in der es vor allem um unserer Erfolg geht, so Ken Mogi, stehen viele Menschen durch Prägungen und Konditionierungen unter enormen Druck. Denn es ist vor allem genau dieser Erfolg, der unseren Wert und unser Selbstwertgefühl bestimmt. Wir haben manchmal das Gefühl, das eigene Wertesystem sei nur dann gerechtfertigt, wenn es zu konkreten Erfolgen führt – beispielsweise eine besser Stelle im Job, höhere Gehaltszahlungen oder einer lukratives Geschäft. Ikigai hat damit zu tun, jene Freuden im Leben zu entdecken, zu definieren und zu schätzen, die für uns von wirklicher Bedeutung sind. Dinge bei denen wir uns freuen können wie ein Kind.

Es stellen sich folgende Fragen:

  • Welche Deiner Gefühle haben den höchsten Gefühlswert?
  • Welche Dinge gelingen Dir mit Leichtigkeit und geradezu kindlicher Freude?
  • Was kannst Du immer wieder tun ohne, dass es Dich schwächt oder lähmt?
  • Was hat für Dich so enorme Kraft, dass es Dich geradezu „ansaugt“ und damit magisch macht?
„Hatsuun jindo – Parting the clouds and see the way.“ ...

Patrick McCarthy der renommierte kanadische Kampkunstlehrer und Verfasser bahnbrechender Bücher sagt “Take your time  and learn it well.“ und der okinawanesische Karatepionier, Lehrer und Kalligraf Funakoshi Gichin riet seinen jungen Studierenden „Hatsuun jindo – Parting the clouds and see the way.“ Es ist also ein Step by Step, ein Stück für Stück. Die Dinge entfalten sich vor allem beim machen. Also nicht zögern, nicht auf Zertifikate warten, nicht auf Genehmigungen und auf irgendeine Erlaubnis. Den Weg beschreiten, nicht ihn betrachten oder wilde Landkarten studieren. Auf niemanden warten der sagt  „Du bist okay, Du darfst das jetzt machen.“ Das Leben ganz und gar selbst anfassen und gestalten. Unvoreingenommen und mit kindlicher Neugier. Nicht der Beste sein wollen, sondern genau jetzt das Beste tun.

Es sind nicht die ganz großen Dinge, die dicken Fische, die mega Projekte, das neue Dings und das ganz neue Dingsda die Dich füllen, Dein Herz weit und Dich still und ruhig machen. Es sind kleine Dinge mit Soul, mit täglicher Hingabe, ohne großes Publikum, ohne ständigem Beifall, ohne Gegaffe, ohne Neid und Gier.

Ikigai – Lebenssinn, entsteht aus winzigen Pflänzchen von täglicher Übung: dranbleiben, sich überwinden, Dankbarkeit und, immer wieder aufs neue, Loslassen. Keine neuen Konzepte, kein neuer Plan – lass das alles sein. Höre genau zu, sei still, halte Maß. Suche eine passende Form für Dich, pflege die Form, denn sie gibt dir Halt und Sicherheit in stürmischen Momenten. Wenn du gewachsen bist und Dich gestreckt hast, dann lass sie los und kreiere eine neue Form. Immer wieder aufs neue.

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