Wie dankbar sein?

Geht es dir auch so, dass du dich fragst wie dieses dankbar sein funktionieren soll? Gemeint ist hier nicht dieses formelle „Sag fein Dankeschön!“ welches wir oft von unseren Eltern oder Großeltern gesagt bekamen. Hier geht es mir um die Form ehrlicher, echter Dankbarkeit. Eine Dankbarkeit die sagt „Ja, echt Hammer, ich bin so froh, es ist so gut – danke, danke danke. Welch ein Glück, welch ein Segen!“ Das meint klitzekleinste Kleinigkeiten und das ganz mega Große. Klitzeklein auf zellularer Ebene ,Danke, dass in meinem Körper heute wieder meine DNA und meine Mitochondrien so gut gearbeitet haben.‘ oder Micro-Erlebnisse deines Tages ,Wie schön die Sonne heute früh um die linke Ecke der rechten Straßenecke ganz dahinten schien, da wo ich sonst kaum hinschaue.“ oder das mega Große wie „Danke für die Überweisung der viertausend Euro auf mein Konto.“

Achtsamkeitscoach Thomas Hönel

Mit meinen Dankarbeitstagebuch Januar 2020 Foto: Ronald Bonss

Angefangen hat es bei mir, dass ich das Eine oder Andere bereits vorher intuitiv machte. Ich hielt nichts für Selbstverständlich, ich erwartete das Unvorhergesehene und öffnete mich, so gut es mir damals möglich war, dem was gerade geschah. Ich ging täglich immer wieder auf Neu und versuchte alles was geschah aus dem Blickwinkel der sich daraus ergebenden Optionen zu betrachten. Das war leider zerrissen und fragmentiert. So fühlte es auch für mich an.

So begann ich tiefer in das Thema Dankbarkeitspraxis einzusteigen. Ich las Blogbeiträge, Artikel, abonnierte Newsletter, las Bücher. Das entscheidende jedoch waren Gespräche und Austausch mit Kolleg*innen und Freund*innen – und zuhören.

Aus wissenschaftlich-kognitiver Sicht gibt mehrere Punkte die für eine Dankbarkeitspraxis sprechen. Prof. Andrew Huberman veröffentlichte auf seinem Blog folgenden Merkmale: 

  • Es gibt viele wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie sich Dankbarkeit positiv auf neuronale Schaltkreise im Gehirn, entzündungshemmende Marker im Körper und die Gehirn-Herz-Atem-Koordination auswirken kann.
  • Dankbarkeit kann prosoziales Verhalten und damit die Qualität von Beziehungen erheblich fördern.
  • Die Effekte einer regelmäßigen Dankbarkeitsübung beinhalten neuroplastische Veränderungen im Gehirn.
  • Dankbarkeit fördert die Entwicklung von Nervenzellen, die optimistisches Denken hervorrufen.
  • Die effektivste Dankbarkeitsübungen beinhalten Visualisierungen von Situationen, in denen der Ausführende selbst oder jemand anderes Dankbarkeit erfährt.
  • Eine Übung, die eine Geschichte (ein Narrativ) beinhaltet ist wesentlich effektiver als eine Übung ohne Narrativ.
  • Dankbarkeit fördert die Ausschüttung des Wohlfühl-Neurotransmitters Serotonin. Serotonin fördert die Aktivität von Nervenzellen für prosoziales Verhalten. Quelle: Max Gotzler- flowgrade

Wie schaut nun meine derzeitige persönliche Praxis aus? 

  • Haltung: Ich halte nichts für Selbstverständlich und erhebe keinen Anspruch auf etwas was sich in folgender Sprache formuliert:  Ich erwarte aber …! / Nun bin ich aber enttäuscht …! / Wo bleibt denn hier …! / Das kann ja wohl nicht wahr sein …! / Die drei deutschen D: Das haben wir immer schon so gemacht; Da könnte ja jeder kommen; Das wird ja immer schöner.
  • Ich ziehe mich jeden! Abend in Stille zurück und lasse meinen Tage Revue passieren. Ich halte Situationen fest, für die ich zutiefst dankbar bin und spreche diese Dankbarkeit laut aus, formuliere sie bewusst.
  • Ich lege eine oder beide Hände auf mein Brustbein für mindestens dreißig Sekunden und gehe in diesen Augenblicken mit den Situationen und den Personen in Verbindung.
  • Ich sammle meine Atmung im Unterbauch und lasse sie Schritt für Schritt durch die Energiezentren nach oben bis zum Scheitelpunkt meines Kopfes steigen.
  • Ich gehe Mittags oder Nachmittag für einige Augenblicke in Stille und Wertschätzung für alles was geschieht.
  • Ich erfasse in zehn Minuten, meist am frühen Morgen, meine mich bewegenden Gedanken und Gefühle. Dass hilft mir, eine offene und bereite Haltung für den Tag einzunehmen.
  • Wichtig sind aus meiner Sicht die Verbindung zwischen geistiger und körperlicher Dankbarkeitspraxis, dies sind: schreiben, atmen, sich berühren. Allein eine kognitive Praxis führt auf Dauer weder zu innerer Balance und Stabilität noch zu Verbundenheit zu anderen Personen und Geschöpfen, noch zu Anbindung an weiterführende Prozesse wie:
    Einheit; Transzendenz von Raum und Zeit; positive Stimmung; Gefühl der Heiligkeit, Unaussprechlichkeit; Noetische Qualität

Wofür wir dankbar sein können? Wenn dir eine Idee dafür fehlt, dann wirst du in diesem Blogbeitrag auf urberstself fündig. Besser kann ich es jetzt kurz vor Weihnachten nicht aufarbeiten ;-)

Ich freue mich, wenn ich dir für deine eigene Praxis wertvolle Impulse geben konnte. Ich wünsche Dir, dass du Zeit und Gelegenheit findest um deine eigene Dankbarkeitspraxis für mehr Resilienz, innere Balance und Liebe zu etablieren.